Wer an Delfine denkt, hat ein ganz klares Bild vor Augen. Wunderschön geschwungene Flossen, ein glatter und stromlinienförmiger Körper, eine lange Schnauze. Es gibt jedoch auch Delfine, die sehen ein wenig anders aus. Ihr Kopf wirkt ein wenig klobig. Teilweise fast so als wären sie mit Highspeed gegen eine Wand geschwommen. Was auch erklären würde, wieso ihnen die lange Schnauze fehlt und woher die etwas wulstige Stirn kommt. Auch die Rückenflosse ist nur sehr gering ausgebildet. Darf ich vorstellen? Irrawaddy Delfine!
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Besonderheiten der Irrawaddy Delfine
Zugegeben, die Überschrift klingt sehr fies. Und eigentlich finde ich die Irrawaddy Delfine irgendwie auch viel niedlicher. Vor allem, wenn ich nicht an Delfine, sondern vielmehr an einen Wal denke. Die Irrawaddy Delfine werden nämlich den Walen zugeordnet! Leider ist es mir nicht gelungen, ein Foto ihres Gesichts zu schießen. Hier gelangst du allerdings sofort zur Google-Bilder Seite voller Irrawaddy Delfine.
Irrawaddy Delfine können sowohl im Süß- als auch im Salzwasser überleben, da sie sehr anpassungsfähig sind. Dennoch halten sie sich hauptsächlich in asiatischen Küstenregionen wie dem Mekong auf. Außerdem gelten sie als bedrohte Tierart. Gründe hierfür sind Fischernetze, Umweltverschmutzung, Unterwasserlärm wie Dynamitfischen oder auch die Jagd auf sie zu Zeiten der Herrschaft der roten Khmer. Im gesamten Mekong leben heute noch weniger als 100 Tiere.
Aus diesem Grund wurde in Kambodscha bis zur Grenze von Laos ein Schutzgebiet eingerichtet. Fischen ist innerhalb dieses Schutzgebietes verboten und wird mit Geldstrafen geahndet, da sich vor allem die Jungtiere häufig in den Fischernetzen verfangen. Dies hat natürlich zur Folge, dass viele Einheimischen am Mekong dem Job der Fischerei nicht mehr nachgehen können. Möchtest du also Irrawaddy Delfine sehen, unterstützt du bei Kratie ebenfalls die Einheimischen und das lokale Leben vor Ort.
Wo genau in Kratie kannst du Irrawaddy Delfine sehen?
Die beste Zeit, um Irrawaddy Delfine zu sehen, ist von Dezember bis Mai. Zu dieser Zeit ist in Kambodscha Trockenzeit, sodass der Flusspegel eher niedrig ist und die Delfine häufiger an der Oberfläche zu sehen sind. Außerdem solltest du deinen Besuch morgens gegen 9 Uhr oder nachmittags ab 16 Uhr einplanen, wenn es noch nicht so heiß ist, da die Delfine dann aktiver sind und du auch nicht unbedingt in der Mittagshitze auf dem Mekong in einem kleinen Boot sitzen möchtest. Da ich eher ein Langschläfer bin, habe ich mich dazu entschieden, die Delfine nachmittags zu besuchen!
Zunächst musst du nach Kampi, ein Ort ungefähr 16km nördlich von Kratie. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dorthin zu kommen. Entweder besorgst du dir ein Tuk Tuk, das dich dorthin und wieder zurück bringt oder du mietest einen Roller oder ein Fahrrad. Letzteres hat den Vorteil, dass du viel unabhängiger bist und bevor oder nachdem du bei den Delfinen warst, noch etwas die Umgebung auf eigene Faust erkunden kannst.
Erreichst du Kampi, musst du ziemlich zu Beginn nach links zur Mekong Dolphin Pleasance abbiegen. Du siehst dann auch schon eine größere freie Fläche auf der linken Seite. Kauf dir zuvor ein Ticket am Ticketschalter links vor der freien Fläche für um die 7$. Gehe dann über die freie Fläche, auf der häufig Kühe ihren Tag genießen, zum Bootsableger. Ein einheimischer Bootsfahrer wird dich dann auf eines der Boote verfrachten und in die Nähe der Delfine bringen.
Dann beginnt das eigentliche Spektakel. Du fährst angetrieben durch einen kleinen Motor auf dem Boot dorthin, wo die Delfine vermutet werden. Bist du in der Nähe angekommen, wird der Motor ausgeschaltet. Zum Wohl der Tiere. Meine persönliche Meinung hierzu gibts weiter unten. Von den Motorgeräuschen abgesehen, war es für mich ein tolles Erlebnis, die Irrawaddy Delfine zu sehen beziehungsweise vielmehr sie zu hören. Denn alles in allem habe ich definitiv mehr Delfine gehört als gesehen. Das Geräusch, das entsteht, wenn Delfine zum Luft holen an die Wasseroberfläche kommen, macht mich einfach von einer Sekunde auf die andere glücklich und zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht!
Das Problem mit den Irrawaddy Delfinen ist allerdings, dass diese sehr scheu sind. Und so wirklich zu Gesicht bekommen habe ich keinen einzigen Delfin. Wenn dann habe ich nur den Rücken der Tiere für einen ganz kurzen Moment wahrnehmen können, bis sie wieder vollständig abgetaucht sind. Auch ist mir bis heute nicht klar, wie ich es angestellt habe, viele von ihnen zu fotografieren. Mit mir waren vielleicht 2-3 andere Boote auf dem Mekong unterwegs. Insgesamt habe ich eine dreiviertel Stunde auf dem Wasser verbracht.
Meine persönliche Meinung zur Bootstour
Ich habe in meinem Reiseführer über Kambodscha von den Irrawaddy Delfinen gelesen und wollte diese unbedingt sehen. Zumal ich vorher noch nie etwas von ihnen gehört habe. Außerdem liebe ich Orte, die weniger touristisch sind, auch wenn ich ebenfalls die Vorteile touristischer Orte schätze.
Meine Meinung über die Tour fällt gemischt aus. Ich kann dir weder eindeutig dazu raten, die Tour zu machen, noch eindeutig davon abraten. Die Tour an sich habe ich wirklich sehr genossen. Ich fand es sehr entspannend gegen Nachmittag auf dem Mekong zu sein und Delfine dabei zu beobachten, wie sie an der Wasseroberfläche Luft holen. Für mich persönlich war es aufregend und einfach ein schönes Erlebnis. Natürlich ist es eine Glückssache, wie viel du von den Delfinen sehen wirst. Und natürlich kann man Delfine im Allgemeinen besser im offenen türkisblauen Meereswasser bewundern. Es gibt aber immer etwas, das noch besser, noch toller und noch empfehlenswerter ist. Und ich finde auch nicht, dass man die Irrawaddy Delfine mit anderen Delfinen vergleichen kann.
Häufig meckern Menschen auch aufgrund des Preises von 7$, da beispielsweise ein Abendessen in Kambodscha bereits für 2$ erhältlich ist. Bei solchen Vergleichen fehlen mir leider etwas die Worte, denn selbst in Kambodscha kann man auch für 15$ Essen gehen… Angkor Wat kostet für einen Tag bereits 37$ Eintritt, eine Fahrt auf dem Bamboo-Train in Battambang 5$. Außerdem kommen diese 7$ auch dem Schutz der Irrawaddy Delfine zugute. Viele Menschen am Mekong leben vom Fischfang. Dieser ist allerdings wie bereits erwähnt bis zur Grenze von Laos aufgrund des Schutzes der Delfine verboten. Eine große Einnahmequelle stellen folglich die Touren dar.
Wenn du deine Erwartungen an diese Tour etwas der Realität anpasst und nicht davon ausgehst, die ganze Zeit einige Meter vor deinem Boot aus dem Wasser springende Delfine zu sehen, wirst du glaube ich nicht enttäuscht werden und hast ein weiteres schönes Erlebnis gesammelt.
Möchtest du allerdings wissen, warum ich dir dennoch nicht eindeutig dazu raten kann, die Tour zu machen, dann lies weiter.
Sind die Touren guten Gewissens mit dem Wohl der Delfine zu vereinbaren?
Kurz und knapp: Ich weiß es nicht! Es fällt mir sehr schwer, mir darüber eine Meinung zu bilden, trotzdem möchte ich diesen Punkt nicht außer Acht lassen und dir meine Gedanken hierzu mitteilen. Die Irrawaddy Delfine sind vom Aussterben bedroht. Einer der Gründe hierfür ist der Unterwasserlärm. Während ich die Tour machte, erweckte alles den Anschein, als würde hierauf geachtet werden. So wurde zum Beispiel der Motor in der Nähe der Tiere ausgemacht. Seit ich jedoch meinen Tauchschein habe, habe ich mit meinen eigenen Sinnen wahrnehmen können, wie Geräusche im Wasser weitergeleitet werden. Bei einem Tauchgang nahm ich Explosionen von illegalem und sehr weit entfernt betriebenem Dynamitfischen deutlich wahr. Somit bezweifle ich, dass es einen großen Unterschied für die Tiere macht, wenn der Motor für ein paar Minuten ausgeschaltet wird.
Andererseits schwimmen Delfine im Meer häufig neben mit einem Motor betriebenen Booten her. Die Irrawaddy Delfine sind allerdings sehr scheu und wenn ich mir vorstelle, jeden Tag Motorgeräusche hören zu müssen, würde ich mich auch lieber für eine ruhige Umgebung entscheiden. Ich bin jedenfalls kein Delfin und ich weiß nicht, inwieweit die Geräusche die Tiere stressen. Allerdings habe ich im Nachhinein von einer interessanten, aber wahrscheinlich auch etwas teureren Alternative gehört.
Du kannst die Delfine auch vom Kayak aus beobachten. Im Rahmen dieser Kayak-Touren wird dir natürlich auch noch etwas mehr geboten als nur für eine halbe Stunde auf den Mekong zu paddeln. Für mehr Informationen habe ich dir hier die entsprechende Website verlinkt!
Was es sonst noch in Kratie zu sehen gibt
Wahrscheinlich würde sich ohne die Aussicht auf Irrawaddy Delfine niemand nach Kratie verirren, vor allem aufgrund der langen und etwas mühsamen Anreise. Bist du jedoch in Kratie, lege ich dir wärmstens ans Herz, die Umgebung zu erkunden und vor allem auch Hauptstraßen zu verlassen.
Dich erwarten winkende Kinder, Eltern und Großeltern an jeder Ecke. Überall wird dir ein freundliches “Hello” entgegengerufen. Das Leben der Menschen am Mekong zu sehen, die Häuser und die Umgebung auf sich wirken zu lassen, haben Kratie für mich besonders gemacht. Außerdem war wirklich jeder Sonnenuntergang wunderschön! Der Himmel war in ein rot-orange getaucht, die Sonne erschien riesig und auf dem Mekong schipperte ab und zu ein Boot vorbei.
Außerdem kannst du einen Ausflug auf die noch sehr ursprüngliche Mekong Insel Koh Trong machen. Selbst hatte ich hierfür keine Zeit mehr, allerdings habe ich viel Gutes hierüber gehört und gelesen.
Fazit: Lohnt sich eine Reise nach Kratie?
Nur um die Irrawaddy Delfine zu sehen, würde ich an deiner Stelle die Anreise nach Kratie nicht auf mich nehmen. Egal ob von Phnom Penh oder Siem Reap aus ist die Fahrt nicht angenehm und dauert mindestens 8 Stunden. Ich bin von Phnom Penh angereist und saß den ganzen Tag in viel zu stickigen und überfüllten Minibussen. Möchtest du dennoch unbedingt nach Kratie, plane mehr als nur einen Tag ein und schau dir ebenfalls die Umgebung an.
Definitiv kann ich dir Kratie empfehlen, wenn du auf dem Weg nach Laos bist oder von Laos nach Kambodscha einreisen möchtest. Lege hier definitiv einen Zwischenstopp ein.
Möchtest du dir die Delfine ansehen, passe unbedingt deine Erwartungen an, denn Enttäuschungen sind immer das Ergebnis falscher Erwartungen! Denk vielleicht auch über eine Kayak-Tour über den Mekong nach! 🙂