Bevor ich meine Weltreise 2018 startete, ging es 2014 für mich auf meine erste Fernreise auch Thailand. Die erste Fernreise ist selbstverständlich immer etwas sehr Besonderes und bleibt stets in Erinnerung. Vor allem mein Besuch bei Elephants World in Kanchanaburi war für mich ein Tag, an den ich immer noch gerne zurück denke. Da mein Besuch schon einige Jahre her ist, kann sich natürlich in der Zwischenzeit eine Menge dort verändert haben. Falls dem so ist hoffe ich, dass es positive Veränderungen sind 🙂 Lasst mir doch gerne am Ende des Artikels einen Kommentar da, wenn ihr in letzter Zeit dort gewesen seid. Viel Spaß mit meinem Erfahrungsbericht zu Elephants World!
Elephants World in Kanchanaburi – meine Erfahrung
Von Bangkok ging es zunächst mit dem Minivan 130km nach Kanchanaburi. Ich bin jedes Mal froh, wenn ich diese Fahrten überlebe. Beim speziellen Fahrstil einiger Fahrer kann man ihren tiefen Glauben an Wiedergeburt förmlich spüren. Aber ich hab’s trotz spektakulärer Überholmanöver überlebt und bin nach knapp drei Stunden Fahrt im kleinen Städtchen Kanchanaburi angekommen. Ehe ich mich versah, saß ich auf der Fahrradrikscha eines um die 100 Jahre alten Mannes. Eigentlich wollte ich mir ein Taxi nehmen, aber er ließ sich nicht davon abbringen, mich zu meiner Unterkunft zu bringen. Natürlich hätte er mich lieber zu anderen Unterkünften gebracht, bei denen er noch etwas Provision bekommen hätte). Abends aß ich noch das beste Pad Thai meines Lebens und dann ging es auch schon ins Bett. Der nächste Tag sollte etwas ganz Besonderes werden!
Auf der Ladefläche eines Pickups ging es morgens mit einem kurzen Zwischenstopp, bei dem unser Fahrer noch schnell einige Kilos Bananen am Straßenrand einkaufte, los in Richtung Elephants World. Auf der Internetseite stand, dass man Bananen mitbringen soll, da man sich damit neue Freunde macht. Nachdem der halbe Pickup voller Bananen war, war ich sehr amüsiert über meine 10 Bananen, die ich dabei hatte. Kleinvieh macht aber bekanntlich ja auch Mist. Endlich angekommen sah ich von Weitem schon die ersten Elefanten aufs Gelände kommen, die die Nacht im angrenzenden Waldstück verbracht haben. Sofort war das Kind in mir außer Rand und Band und innerlich quietschte ich vor mich hin. Nach dem Bezahlen haben wir eine kurze Einweisung und wirklich sehr interessante und hilfreiche Informationen über Elefanten bekommen, die ich euch im Laufe dieses Beitrags nicht vorenthalten möchte!
Dann war es endlich so weit. Zeit für’s Frühstück. Da ist mir erstmal bewusst geworden, wie viel so ein Elefant pro Tag verdrückt. 200 – 300kg täglich. Mein lieber Scholli, das muss erstmal rangeschafft werden. Manchmal kam ich gar nicht so schnell mit dem Anreichen von Obst und Gemüse hinterher. Da hatte mein Elefant schon ruckzuck seinen Rüssel gierig im Futterkorb seines Nachbarn hängen… Meine 10 Bananen waren wie erwartet nicht der Rede wert. Gesättigt und gestärkt konnten sich die Elefanten im Elephants World in Kanchanaburi frei auf dem Gelände bewegen. Die Besucher erledigten in dieser Zeit anfallende Arbeiten. Einige bereiteten das Futter für’s Mittagessen vor, andere halfen auf den Feldern. Elephants World ist nämlich kein Elefantencamp, das dazu dient, Touristen zu bespaßen und damit nebenbei noch Geld zu machen.
Dass Elefantenreiten ein absolut rotes Tuch sein sollte, kann ich einfach nicht oft genug sagen. Leider ist es für viele immer noch nicht selbstverständlich, die Finger davon zu lassen. Kein Elefant der Welt lässt es freiwillig zu, dass ein Sitzkorb von mindestens 30kg auf seinen Rücken geschnallt wird und sich noch zwei Personen drauf setzen, obwohl er auf seinem Rücken ab einem Gewicht von 100kg bereits Schmerzen empfindet. Der stärkste Teil des Elefanten ist sein Nacken und nicht sein Rücken. Und auch kein Elefant malt freiwillig mit seinem Rüssel Porträts auf eine Leinwand, wovon mir auch schon erzählt wurde. Genauso wenig wie irgendwelche Tiger Selfies mit Touristen zulassen. Und auch Affen fahren nicht freiwillig auf einem Dreirad stundenlang im Kreis. Diese Tiere werden misshandelt und wie im Falle der Tiger permanent unter Drogen gesetzt.
Ihr Wille wird gebrochen, damit Touristen was zu lachen haben oder den Tieren möglichst nah kommen können. Am Besten für möglichst wenig Geld… Videos hierzu gibts im Internet zur Genüge. Ehrlich gesagt habe ich es nie über’s Herz gebracht, mir auch eins davon anzusehen. Elephants World kauft Elefanten, die in eben diesen Camps Touristen durch die Gegend tragen mussten. Elefanten, die ihr Leben lang unter sehr harten Umständen für Menschen in Wäldern gearbeitet haben. Manchmal konnten deren Besitzer auch einfach nicht genug Geld aufbringen können, um ihren Elefanten zu verpflegen. Einige Elefanten sind blind, da ihnen als Bestrafung oder um ihren Willen zu brechen, die Augen ausgestochen wurden. Viele Elefanten kommen sehr abgemagert im Elephants World an und benötigen medizinische Versorgung.
Als ich Elephants World in Kanchanaburi besuchte, gab es dort einen Elefanten, der mich noch lange beschäftigt hat. Er stand abseits der Gruppe, angeleint an einen Baum und wippte ununterbrochen vor und zurück. Nachdem wir Reis als Mittagessen für die Elefanten vorbereitet haben, was bestimmt fast eine Stunde gedauert hat, stand er immer noch wippend dort. Ich fragte nach, was mit ihm los ist.
Dieser Elefant musste mit seinem vorherigen Besitzer betteln gehen. Und jedes mal, wenn Leute Geld gegeben haben, musste der Elefant einen Knicks als Dankeschön machen (dass er dahingehend erzogen wurde und wie das ganze vonstatten gegangen ist, könnt ihr euch ja denken). Jedenfalls hat er davon psychisch so einen Schaden davon getragen, dass er, obwohl er schon ein paar Wochen nicht mehr auf der Straße betteln musste, nur sehr, sehr langsam begriff, dass er diese Bewegungen nun nicht mehr machen musste. Zwar wippte er noch vor und zurück, aber die ersten Tage machte er wohl zusätzlich noch alle paar Minuten einen Knicks.
Monate später, als ich schon lange wieder in Deutschland war, erkundigte ich mich in einer Mail nach ihm. Es ging ihm viel besser. Er wippte nicht mehr, hat Anschluss gefunden und genießt seitdem sein Leben! Damals verurteilte ich zuerst seinen Besitzer. Mittlerweile denke ich etwas anders darüber. Ich weiß nicht wie es ist, wenn man eine Familie ernähren muss und das einzige, was man hat und womit man Geld verdienen kann, ein Elefant ist. Und ich habe nicht das Recht Menschen zu verurteilen, die nicht mal eben zum Amt gehen können und Arbeitslosengeld oder HartzIV beantragen können. Ich weiß nicht, wie es ist, zu hungern oder in Blechhütten zu schlafen.
Ich bin in meiner westlichen Seifenblase groß geworden und weiß nicht, was Menschen antreibt, Tiere schlecht zu behandeln. Ob es einfach eine andere Kultur und ein anderer Bezug zur Tierwelt ist oder ob sie aus existentiellen Gründen so handeln. Ich weiß aber, dass wir, die in dieser schönen und netten westlichen Seifenblase aufgewachsen sind (ja auch hier gibt es Armut und Menschen sitzen auf der Straße, aber diese Menschen fliegen für gewöhnlich nicht nach Thailand und setzen sich auf einen Elefanten) es besser wissen sollten!
Nachdem der Reis irgendwann abgekühlt war, wurde er mit einem Futterersatzpulverzeug vermischt. Denn viele der Elefanten in Elephants World sind schon sehr alt und haben keine Zähne mehr. Also Arme hoch gekrempelt, Reisbällchen geknetet und ab in den Mund der alten Elefanten gesteckt. Mega gut! Wer kann schon behaupten, seine Hand mal im Mund eines Elefanten gehabt zu haben.
Als alle Elefanten satt waren (so satt ein Elefant halt eben sein kann…), gab es schließlich auch für uns ein unglaublich gutes Mittagessen mit sehr viel Auswahl. Wasser konnte den ganzen Tag aufgefüllt werden. Das Mittagessen war natürlich im Preis inklusive. Ich habe damals um die 50€ für einen kompletten Tag gezahlt. Mittlerweile ist es mit ungefähr 70€ etwas teurer, was mit Sicherheit daran liegt, dass mehr Elefanten dort leben und verpflegt werden müssen. Preislich ist Elephants World natürlich kein Schnapper, aber sollte sich seit 2014 nicht alles negativ entwickelt haben, kann ich den Tag dort absolut empfehlen.
Nach dem Mittagessen ging es hinunter zum Fluss. Hinunter zu meinem absoluten Highlight des Tages. Ich habe gehört, dass je nach Wasserstand ein Baden mit den Elefanten nicht möglich ist und sie nur nass gespritzt werden können. Wasserstand war tiptop! Flip Flops aus und rein in den Fluss! War gar nicht so einfach, im Wasser auf einen Elefanten zu klettern. Vor allem, wenn der Elefant auch noch extremen Spaß dran zu haben schien, mich jedes mal wieder abzuwerfen, indem er unter Wasser getaucht ist und sich geschüttelt hat. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine gute Kamera, sondern nur mein Handy. Daher sind die folgenden Fotos mehr verpixelt als alles andere. Möchte ich euch aber trotzdem nicht vorenthalten!
Jeder Elefant im Elephants World in Kanchanaburi hat einen eigenen Mahout. Das ist sozusagen sein “Herrchen” und verantwortlich für den Elefanten. Meistens entsteht eine sehr enge Verbindung zwischen einem Elefanten und seinem Mahout, die über viele Jahre hinweg aufgebaut wurde. Die Elefantendame, mit der ich zusammen im Fluss war, heißt Malee und war 2008 eine der ersten Elefanten in Elephants World. Vorher arbeitete sie als Straßenelefant in Bangkok.
Elefanten können Erschütterungen des Bodens in freier Wildbahn über mehrere 100 Kilometer wahrnehmen. Wie es für einen Elefanten in einer Großstadt wie Bangkok sein muss, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Letztendlich wurde sie eines Tages von einem Auto angefahren und erlitt sehr schlimme Verletzungen in einem ihrer Beine, die nie ganz ausgeheilt sind, sodass sie ihr Bein bis heute nicht belastet.
Als ich so auf ihr saß, sah ich drei riesige Narben auf ihrem Kopf. Ihr Mahout erzählte mir, dass diese Narben durch Peitschenhiebe entstanden sind. Ich war geschockt. Elefanten sind Dickhäuter und dieser Name ist nicht einfach so dahin gesagt. Wer jemals gesehen hat, wie sich ein Elefant mit einem Stock kratzt, wird sich gewundert haben, dass er danach überhaupt noch Haut hat. Mit was für einer Wucht auf Malee eingeschlagen wurde, wollte ich mir gar nicht vorstellen. Ich beugte mich nach vorne, umarmte ihren Kopf und sagte ihr, dass ihr hier nie wieder jemand etwas tun wird. Auch wenn ich bezweifle, dass sie mich verstehen konnte, hob sie ihren Rüssel und legte ihn auf meinen Kopf. Einen berührenderen Abschluss dieses wunderbaren Tages hätte ich mir nicht vorstellen können.
Als ich so auf ihr saß, sah ich drei riesige Narben auf ihrem Kopf. Ihr Mahout erzählte mir, dass diese Narben durch Peitschenhiebe entstanden sind. Ich war geschockt. Elefanten sind Dickhäuter und dieser Name ist Programm. Wer jemals gesehen hat, wie sich ein Elefant mit einem Stock kratzt, wird sich gewundert haben, dass er danach überhaupt noch Haut hat. Mit was für einer Wucht auf Malee eingeschlagen wurde, wollte ich mir gar nicht vorstellen. Ich beugte mich nach vorne, umarmte ihren Kopf und sagte ihr, dass ihr hier nie wieder jemand etwas tun wird. Auch wenn ich bezweifle, dass sie mich verstehen konnte, hob sie ihren Rüssel und legte ihn auf meinen Kopf. Was für ein berührender Abschluss dieses wunderbaren Tages.
Habe ich euer Interesse an einem Tag im Elephants World in Kanchanaburi geweckt, dann findet ihr hier mehr Infos. Außerdem kann ich neben Elephants World auch noch den Elephant Nature Park in Chiang Mai empfehlen. Dieser war damals komplett ausgebucht als ich dort war, sodass ich auf Kanchanaburi ausgewichen bin, was ich definitiv nicht bereut habe!